Geschichte
Die
1959 gegründete Schweizerische Ärztegesellschaft für Manuelle Medizin
entwickelt sich in ihrer Ausbildungstätigkeit und Standespolitik
kontinuierlich weiter. Zudem erfuhr die SAMM im Verlaufe der Jahre eine
Professionalisierung und verfügt heute über rund 1‘200 Mitglieder.
Gründung
Die Gründung
Die Manuelle Medizin verfügt über eine lange Tradition in der Schweiz. Zu den Pionieren zählte dabei Dr. O. Nägeli aus Ermatingen. Dieser wendete bereits Anfang des 20. Jahrhunderts manualmedizinische Handgriffe zur Behandlung seiner Patienten an. Die Gründung der SAMM erfolgte jedoch erst etwas später in den 60er-Jahren.
1959 riefen 12 Schweizer Ärzte die «Schweizerische ärztliche Arbeitsgemeinschaft für manipulative Therapie» («Groupe d’études médical suisse pour la thérapie manipulative») ins Leben. Zum ersten Präsidenten wurde Dr. J. C. Terrier gewählt. Die Arbeitsgemeinschaft umfasste damals 16 Mitglieder.
Der Standespolitik widmete sich vor allem der zweite Präsident, Dr. E. Hausammann. Mehrmals intervenierte er erfolgreich beim damaligen Krankenkassenkonkordat für die Belange der Manuellen Medizin. Die Weiterbildungskurse wurden so gut besucht, dass es bereits Wartelisten gab. 1964 beschloss die Gesellschaft zudem eine Namensänderung. Fortan nannte sich die Vereinigung «Schweizerische Ärztegesellschaft für Manuelle Medizin SAMM». Im Jahre 1969 umfasste sie rund 90 Mitglieder.
70er-Jahre
Die siebziger Jahre
In den 70er Jahren wurden verschiedene Grundsatzdiskussionen geführt – so beispielsweise über die Fachterminologie. Mit der Einführung neuer Kurswesen beabsichtigte die Gesellschaft zudem, vermehrt auch das Interesse bei den Orthopädischen Chirurgen zu wecken. Um auch den Bedürfnissen der Westschweizer Ärzteschaft gerecht zu werden, fanden ab 1974 regelmässig französischsprachige Kurse statt. 1979 umfasste die SAMM bereits 386 Mitglieder.
80er-Jahre
Die achtziger Jahre
In den 80er-Jahren wurden wichtige Weichen für unsere Gesellschaft gestellt. Da eine Mitgliedschaft bei der Schweizerischen Arbeitsgruppe für Manuelle Therapie (SAMT) auch Ärzten offen steht, sollten die Weiterbildungsprogramme der SAMM und der SAMT bestmöglich aufeinander abgestimmt werden. Dadurch wurde die Basis für einheitliche diagnostische und therapeutische Methoden geschaffen. Die Gründung der SAMT erfolgte noch im selben Jahr.
1989 gründete Dr. F. Huguenin die «Groupe francophone Suisse de la médecine manuelle GFSMM». Diese Entwicklung ergab sich durch den vermehrten Kontakt der Westschweizergruppe mit anderen französischsprechenden Schulen in Frankreich und Belgien.
Ab 1988 waren erste Vorzeichen eines sich abzeichnenden, standespolitischen Wandels zu erkennen. An der Universität Bern wurden erste Einführungs- und Weiterbildungskurse in Homöopathie angeboten. Dabei befürchtete die SAMM, dass eine Eingliederung der Manuellen Medizin in die Alternativmedizin erfolgen könnte. Bereits 1987 hatte sich der Zentralvorstand der FMH mit der Zukunft der Manuellen Medizin befasst. In Anbetracht des damaligen Trends hin zur Alternativmedizin fasste der Vorstand den Entscheid, die Schaffung eines Untertitels «Manuelle Medizin FMH» zu prüfen. Der Zentralvorstand legte Wert darauf, diese Sparte der medizinischen Behandlung in den Bereich der Schulmedizin einzuschliessen.
In der Zwischenzeit absolvierten 12,5% der frei praktizierenden Ärzte eine Ausbildung in Manueller Medizin im Rahmen von Kursen der SAMM und 97% dieser Ärzte schlossen eine qualifizierte Ausbildung der FMH ab. 1989 betrug der Mitgliederbestand 753.
90er-Jahre
Die neunziger Jahre
Das Kurswesen florierte – pro Jahr wurden rund 60 Ärzte ausgebildet. Das verlangte auch nach einer Anpassung der administrativen Struktur. Nach reiflicher Überlegung entschloss sich der Vorstand, eine Stiftung für Ausbildung in Manueller Medizin zu gründen. Die Stiftung sorgt bis heute für Stabilität und Transparenz sowie für eine klare Linie zwischen Vereinsaktivitäten mit Schwerpunkt Standespolitik und dem Ausbildungsbereich.
Im Anschluss an die Lehrertagung von 1989 in Baden wurde das strategische Ziel formuliert, ein Zertifikat für Manuelle Medizin zu erarbeiten. Es gelang schliesslich, die angestrebten Tarifpositionen für manuelle Diagnostik und Therapie im später folgenden TARMED zu etablieren. In Hinblick auf das Zertifikat «Manuelle Medizin» reichte die SAMM ihr Weiterbildungskonzept bei der FMH ein. Zur grossen Freude der SAMM wurde der Antrag gutgeheissen. Unsere Vereinigung durfte daher im Auftrag der FMH per 01.01.1999 den Fähigkeitsausweis «Manuelle Medizin (SAMM)» einführen.
Gestützt auf die neuen Kriterien, die im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für das zukünftige Prüfungswesen eingeführt wurden, gestaltete sich der Ausbildungsgang fortan zweiteilig.
Heute
Die Gegenwart
Das Milizsystem hielt den Anforderungen in Anbetracht der zunehmenden Mitgliederzahlen und der politischen Herausforderungen nicht mehr stand. Dementsprechend galt es, die Strukturen der Gesellschaft zu professionalisieren. Dies betraf insbesondere die Kursadministration und das Sekretariat. Seit 2006 ist das St.Galler Unternehmen Mediapolis AG mit der Führung der SAMM-Geschäftsstelle betraut. Die entsprechende Mandatsvergabe erfolgte dabei während einer umfassenden Reorganisation.
Die Osteopathie wird vor allem von den Chiropraktoren als Konkurrenz empfunden. Im Zuge eines stark wachsenden und immer breiter aufgestellten osteopathischen Angebots akzentuierten sich diese Vorbehalte. Um diesem zunehmenden «Wildwuchs» entgegenzuwirken, suchte die SAMM gemeinsam mit dem Vorstand der Schweizerischen Chiropraktorengesellschaft SCG standespolitische Antworten. Zudem förderte die SAMM die Gründung der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Osteopathische Medizin SAGOM.
Im Jahr 2006 wurde die Weiterbildung unter Leitung des damaligen Präsidenten, Dr. Ulrich W. Böhni, nochmals revidiert. Die Ausbildung konstituiert sich seither als modulares System. Ein wichtiger Schritt war auch die Schaffung eines eigenen, neuen Lehrmittels: Die Handbücher «Manuelle Medizin Band 1» und «Manuelle Medizin Band 2». Beide Werke erschienen im renommierten Thieme-Verlag. Zudem stiegen die Mitgliederzahlen im Verlaufe der Jahre kontinuierlich an. Mittlerweile umfasst die SAMM rund 1'300 Mitglieder. Seit 2016 wird sie von Dr. Michael Gengenbacher präsidiert.
Eine glaubwürdige Vertretung der Methode in der medizinischen Versorgung sowie deren verstärkte Etablierung innerhalb der Spitalmedizin bleiben eine Herausforderung.
Interdisziplinärer Schwerpunkt «Manuelle Medizin (SAMM)»
Aufbauend auf dem Fähigkeitsausweis «Manuelle Medizin (SAMM)» beantragte der SAMM-Vorstand beim SIWF die Umwandlung des Fähigkeitsausweises in einen interdisziplinären Schwerpunkt. Formell handelt es sich dabei nur um eine Titeländerung. Inhaltlich oder in Bezug auf das Prüfungs- und Zertifizierungswesen ändert sich nichts. Alle bei uns ausgebildeten Manualmedizinerinnen und Manualmediziner dürfen sich somit seit dem 1. Januar 2019 als «Dr. med. Peter Muster, Facharzt für XY, spez. Manuelle Medizin (SAMM)» oder als «Dr. med. Verena Muster, Fachärztin für XY, spez. Manuelle Medizin (SAMM)» bezeichnen.
Nächste Updates:
Manipulation an der HWS und CTÜ
Mi, 30.08.2023, 18:00– 21:00 Uhr
Schulthess Klinik, Zürich
Der Fuss
Sa, 02.09.2023, 08:00–11:45 Uhr
Physiotherapie Kantonsspital, Münsterlingen
Hier geht's zur Anmeldung.

Dr. med. Ulrich W. Böhni
Präsident der WBK und Dozent
«Die Manuelle Medizin erfreut sich einer immer grösseren Beliebtheit. Zum einen stösst die Behandlungsmethode aufgrund der schonenden und wirksamen Therapieform bei den Patienten auf eine zunehmende Nachfrage. Zum anderen bietet die Weiterbildung ein fundiertes Fachwissen und praktische Fertigkeiten in einem äusserst spannenden medizinischen Bereich. Dank der modularen Ausbildung ist es zudem möglich, das SAMM-Weiterbildungsdiplom berufsbegleitend zu erwerben.»